Lerntheke

Die Lerntheke ist eine spannende Methode für eine projektbasierte, weitgehend selbstständige, binnendifferenzierte Erarbeitung eines Themas. Ähnlich einer Stationsarbeit geht es um verschiedene Aufgaben zu einem Oberthema, die die Kinder und Jugendlichen interessenorientiert aussuchen und bearbeiten. Durch verschiedene Elemente kann dabei das selbstorganisierte Lernen der Kinder und Jugendlichen unterstützt werden. Die Methode Lerntheke eignet sich für die verschiedensten, auch medienpädagogischen Themen und bietet damit vielfältige Einsatzmöglichkeiten, insbesondere auch für heterogene Gruppen.

Ablauf

1. Vorbereitung

Zur Vorbereitung werden die verschiedenen Aufgaben bzw. Stationen gestaltet. Dies können zum Beispiel verschiedene Arbeitsblätter, kleine Aufgabenstellungen oder auch größere Arbeitsaufträge sein. Die Aufgaben bzw. Stationen können sowohl als Einzel- Partner*innen- oder Gruppenarbeit umgesetzt werden. Ebenso ist eine Variation in Bezug auf die benötigte Technik denkbar. Zum Beispiel kann es Aufgaben, zu deren Bearbeitung ein Tablet notwendig ist, geben, ebenso wie Aufgaben, die ganz ohne digitale Geräte funktionieren. Wichtig ist, dass verschiedene Niveaustufen orientiert am Alter sowie den Erfahrungen und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt werden.

Tipp: Zu vielen (medienpädagogischen) Themen gibt es im Internet viele Materialien wie Arbeitsblätter, Projektbeschreibungen und -ideen, die für die Gestaltung der Aufgaben bzw. Stationen genutzt werden können. Schauen Sie sich zuerst einmal im Internet um, was es zu Ihrem Thema bereits gibt. Holen Sie sich so Anregungen und Inspiration oder verwenden Sie frei lizenzierte Materialien direkt für Ihre Lerntheke weiter.
Beispiel für einen Stationszettel einer Lerntheke zum Thema „Internetrecherche“

Jede Aufgabe bzw. Station bekommt ein eigenes Blatt, auf dem der Arbeitsauftragmöglichst selbsterklärend beschrieben ist. Verschiedene Symbole können den Kindern und Jugendlichen eine Orientierung geben, welche Technik oder Materialien sie zur Bearbeitung der Aufgabe benötigen. Auch können auf diese Weise die unterschiedlichen Niveaustufen für die Kinder und Jugendlichen sichtbar gemacht werden, zum Beispiel 1 – Einsteiger*innen, 2 – Übende und 3 – Fortgeschrittene. Hat das Thema verschiedene Unterthemen, zu denen es jeweils verschiedene Aufgaben bzw. Stationen gibt, kann mit verschiedenen Farben gearbeitet werden, die ein Themenfeld kennzeichnen, indem alle Aufgaben bzw. Stationen des Unterthemas die gleiche Farbe bekommen.

Zusätzlich zu den Aufgaben bzw. Stationen können eine Übersicht sowie Laufzettel und Reflexionsbögen vorbereitet werden (siehe „Durchführung“ und „Abschluss und Reflexion“).

2. Durchführung


Beispiel für den Aufbau einer Lerntheke

Für die Umsetzung der Lerntheke werden die verschiedenen Aufgaben- bzw. Stationszettel im Raum verteilt. Idealerweise liegt alles, was die Kinder und Jugendlichen zur Bearbeitung brauchen, ebenfalls schon direkt bereit (Arbeitsblätter, Technik, Materialien), sodass die Kinder und Jugendlichen direkt starten können. Zu Beginn sollten der Ablauf und alle Aufgaben bzw. Stationen einmal kurz vorgestellt werden, damit die Kinder und Jugendlichen einen guten Überblick über die Möglichkeiten bekommen. Danach suchen sie sich interessenorientiert ihre Aufgaben bzw. Stationen aus und bearbeiten diese, ggf. in Partner*innen- oder Gruppenarbeit. Wer mit einer Aufgabe bzw. Station fertig ist, sucht sich eine neue. Die Aufgaben bzw. Stationen müssen nicht in einer bestimmten Reihenfolge bearbeitet werden. Genauso kann individuell festgelegt werden, ob alle oder wie viele Aufgaben bzw. Stationen bearbeitet werden sollen – oder ob es hier keine Vorgabe gibt.

Selbstorganisation unterstützen


Beispiel für einen Laufzettel einer Lerntheke zum Thema „Internetrecherche“

Die Selbstorganisation der Kinder und Jugendlichen kann auf verschiedene Weise unterstützt werden. Zum Beispiel können Laufzettel eine Möglichkeit sein, die eigenen Aufgaben im Blick zu behalten. Jede*r vermerkt auf seinem/ihrem Laufzettel, welche Aufgabe bzw. Station schon erledigt wurde und an welcher gerade gearbeitet wird. Gerade bei mehrtägigen Projekten kann eine solche Dokumentation sinnvoll sein. Ebenso kann mit den Kindern und Jugendlichen ganz transparent zu den Niveaustufen gesprochen werden: Was bedeuten die Stufen 1, 2 oder 3 und was mache ich, wenn eine Aufgabe zu leicht oder zu schwer ist? Bei Arbeitsblättern kann es sinnvoll sein, Lösungen zur Selbstkontrolle anzubieten, sodass die Kinder und Jugendlichen ihre Ergebnisse selbst kontrollieren und reflektieren können.

Gemeinsame Einführungen gestalten

Manchmal ist es ratsam, bestimmte Einheiten der individuellen Stationsarbeit voranzustellen und für die ganze oder einen Teil der Gruppe anzubieten, zum Beispiel wenn es um die Einführung in die Bedienung eines Geräts geht. So haben es alle einmal gehört und es muss nicht einzeln immer wieder erklärt werden

Für Überblick sorgen


Beispiel für eine Übersicht einer Lerntheke zum Thema „Internetrecherche“ (Namen unkenntlich gemacht)

Um im Blick zu behalten, wer gerade an was arbeitet, kann eine Übersicht sinnvoll sein – zum Beispiel in Form eines großen Plakates, auf dem alle Aufgaben bzw. Stationen dargestellt sind. Die Kinder und Jugendlichen markieren mit einem Namenszettel, an welcher Aufgabe bzw. Station sie gerade arbeiten. Dies kann auch sinnvoll sein, wenn an einer Station nur begrenzt Platz ist. Die Übersicht hilft dann dabei zu erkennen, ob die Station gerade besetzt oder frei ist.

3. Abschluss und Reflexion

Zum Abschluss des Projektes werden alle entstandenen Ergebnisse in der großen Runde präsentiert. Bei mehrtägigen Projekten kann diese Präsentation auch mehrmals stattfinden. So bekommen die Kinder und Jugendlichen zum einen Wertschätzung für ihre Arbeit, zum anderen können die anderen Kinder und Jugendlichen Anregungen und Inspirationen mitnehmen, vielleicht als nächstes selbst diese Aufgabe bzw. Station zu bearbeiten.

Ebenso findet eine Reflexion am Ende des Projektes statt, sowohl in Bezug auf die Methode als auch auf das Gelernte sowie den Lernprozess. Eine solche Reflexion kann schon von Anfang an zum Beispiel in Form eines Reflexionsbogens mitgedacht werden. So machen sich die Kinder und Jugendlichen zum Beispiel schon während der Bearbeitung der Aufgaben bzw. Stationen Notizen zu Dingen, die ihnen leicht oder schwer fallen, die neu für sie sind oder die ihnen besonders Spaß machen

Technik und Materialien

  • Aufgaben bzw. Stationszettel mit Arbeitsaufträgen
  • ggf. Übersicht der Aufgaben bzw. Stationen mit Namenszetteln
  • ggf. Laufzettel
  • ggf. Reflexionsbogen
  • digitale Geräte und Materialien in Abhängig von den konkreten Aufgaben bzw. Stationen

Einsatzmöglichkeiten

Die Lerntheke als Methode und offenes Unterrichtskonzept stammt aus dem schulischen Kontext, kann aber auf vielfältige Art und Weise auch im außerschulischen Bereich eingesetzt werden. Sie eignet sich für die Erarbeitung eines komplexen Themas, zu dem so verschiedene Übungen angeboten werden können, wie zum Beispiel Internetrecherche, Social Media und Influencer*innen oder Datenschutz und Privatsphäre.

Auch aktive Medienarbeit kann in Form einer Lerntheke umgesetzt werden. Zum Beispiel könnte es verschiedene Stationen zum Oberthema „Film“ geben, in denen es darum geht, sich mit Kameraeinstellungen oder der Wirkung von Filmmusik auseinanderzusetzen, eine kurze Trickfilmsequenz zu erstellen oder eine Geschichte als Storyboard umzusetzen.

Niedrigschwellig und kurzweilig gestaltet kann eine Lerntheke so auch als Einstieg in ein Thema dienen, indem verschiedene Aspekte des Themas (z.B. Filmproduktion) kennengelernt werden, zu denen dann in einem gemeinsamen Projekt weitergearbeitet wird. Die Lerntheke kann hier die Möglichkeit sein, in die verschiedenen Bereiche reinzuschnuppern und die eigenen Interessen zu entdecken.

Angaben zu den Autor*innen:
Kristin Narr und Hannah Bunke-Emden erarbeiten und setzen als Team sowohl in außerschulischen als auch schulischen Kontexten Bildungskonzepte um.

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