Zeitungsprojekt – Die „PAULI-KIDS“

Ein Projekt von: Andrea Bayer (Diplom Sozialpädagogin (FH) STR Gruppentherapeutin (ASIS), Traumapädagogin, -fachberaterin, Marte Meo Supervisorin i.A., Supervisorin/Coach (ISC) Fachdienst in der HPT des Jugendhilfezentrums Jean-Paul Stift Teilselbständig im Bereich Supervision / Coaching / Seminare – Medien_Weiter_Bildung #vernetzt 2024
ein Kind fotografiert

Zeitungsprojekt – Die „PAULI-KIDS“

ein Kind fotografiert
Ein Projekt von: Andrea Bayer (Diplom Sozialpädagogin (FH) STR Gruppentherapeutin (ASIS), Traumapädagogin, -fachberaterin, Marte Meo Supervisorin i.A., Supervisorin/Coach (ISC) Fachdienst in der HPT des Jugendhilfezentrums Jean-Paul Stift Teilselbständig im Bereich Supervision / Coaching / Seminare – Medien_Weiter_Bildung #vernetzt 2024

Das Projekt in einem Satz

Erstellen einer „Kinderzeitung“ mit Kindern aus der HPT.

Ziele

• Kritische Auseinandersetzung mit dem Medium “Zeitung”
• Kennenlernen von analogen und digitalen Tools zur Gestaltung
• Vertiefte Kenntnis und erhöhte Sicherheit mit dem Medium des “Fotografierens”

Zielgruppe und Beteiligte

6 Teilnehmende im Alter von 7 – 10 Jahren

Projektablauf und Projektdauer

4 Treffen in Präsenz und 1 ZOOM-Meeting

Einführung: Bereits vor dem “offiziellen Beginn” informierte ich Kinder und Kolleg*innen über meine Planungen. Ich erfragte das Interesse der Kinder, mögliche Unterstützungen durch Kolleg*innen sowie einen passsenden Zeitpunkt für die Durchführung. Als die möglichen teilnehmenden Kinder klar waren, holte ich mir die mündliche Einverständnis der Eltern. Diese Vorabarbeiten boten eine gute Basis für den Start.

Durchführung: In Absprache mit den HPT-Gruppen nahmen 6 Kinder aus 2 Gruppen teil. Eine Gruppenfachkraft unterstützte mich bei der Durchführung. Wir trafen uns jeweils dienstags für ca. 1 Stunde. Die Treffen fanden in einem “offiziellen Besprechungszimmer” statt. Die Sitzordnung war ein Stuhlkreis. Bei der Gestaltung der Stunden hatte ich mir jeweils eine Methodik zum Ankommen (z. B. Begrüßungskanon), zur inhaltlichen Arbeit (z. B. Üben Fotos zu machen, was ist alles in einer Zeitung enthalten-Themensammlung) sowie zum Abschluss (Wollknäuel-Spiel, Abschlussfeedback) überlegt. Das Ankommen sowie der Abschluss verliefen ritualisiert, auch das Belohnungsbonbon am Ende des Treffens 😊. Aufgrund persönlicher Gründe konnte ich einige Zeit nicht in der Einrichtung präsent sein. Hier ersetzte ich das geplante Treffen durch ein ZOOM Meeting mit den Kindern, um die finale Ausgestaltung der Zeitung zu besprechen. Hierdurch konnten die Kinder auch einen Einblick in online-Konferenzen erhalten. Die Kinder wählten demokratisch ihr Titelblatt aus verschiedenen Vorlagen aus und bekamen den Auftrag, dieses individuell auszumalen (jedes Kind 5 Stück, denn es soll eine Erstauflage von ca. 25 Stück geben). Das war der Auftrag an die Kinder – ich selbst stellte im Anschluss die besprochenen Inhalte fertig und formatierte diese. Somit konnte die Erstauflage pünktlich zum Projektende fertiggestellt werden.

Hier eine Präsentation der “Grobplanung des Projektes”:

  • Projekttitel: Zeitung – Das Pauli Blatt (Arbeitstitel)
  • Tag: dienstags nachmittags
  • Zeitraum: Ende September bis Anfang November
  • Zielgruppe und Anzahl TN: HPT-Kinder (1. – 4. Klasse) als „Redaktion“
  • Darum geht es in 3 Sätzen: Gemeinsam mit den Kindern soll eine HPT-Zeitung erstellt werden. Der feste “Redakteur”-Stamm bezieht durch Interviews etc. auch andere Kinder mit ein. Die Zeitung soll zu einem festen Medium im Jugendhilfezentrum werden.
  • Die Zeitung, die im Rahmen der Weiterbildung erstellt wird, soll ein Themenheft zu den Bereichen “Fotografie” und “Freundschaft” sein.
  • Medienpädagogische Ziele – diese Aspekte der Medienkompetenz möchte ich bei meiner Zielgruppe fördern (z. B. Privatsphäre-Einstellungen kennen (Wissen), mit Schnittprogramm umgehen (Handeln), digitale Zivilcourage zeigen (Positionieren)):
    • Sinnvoller Einsatz von Medien (z. B. Internet als Suchmaschine)
    • Kritischer Umgang mit Informationen
  • Kurs-Schwerpunktthema #vernetzt – das sollen die TN in Bezug auf digitale Kommunikation, Online-Freundschaften, Kommunikationsrisiken und Co mitnehmen:
    • Sensibilisierung in Hinblick auf Gefahren der modernen Medien
    • Kreativer Einsatz von Handy / Kamera
  • Diese weiteren pädagogischen Ziele (z. B. politische Haltung entwickeln, Gruppenzusammenhalt stärken etc.) verfolge ich in meinem Projekt:
    • Förderung von Teamfähigkeit durch Aufgabenverteilungen
    • Förderung von Durchhaltevermögen
  • Datenschutz, Urheber*innenrechte, Persönlichkeitsrechte – diese rechtlichen Grundlagen muss ich in meinem Projekt beachten:
    • Persönlichkeitsrecht (Recht am eigenen Bild) => wenn eigene Fotos mit in die Zeitung kommen
    • Urheber*innenrechte => wenn externe Bilder oder Texte mit in die Zeitung kommen
ZeitInhaltZielMethodeMaterial & TechnikZuständigkeit
Uhrzeit von bis  Was geschieht inhaltlich?Welches (medien-)pädagogische Ziel wird verfolgt?Wie soll dieses Ziel erreicht werden? (z. B. Brainstorming, Kleingruppenarbeit, Medienprodukt erstellen, Feedback-Runde etc.)Was wird dafür benötigt? (z. B. Geräte, Apps, Arbeitsblätter etc.)Wer ist dafür verantwortlich?
  1.Dienstag, 24.09     
13:30-13:40  Ankommen – BegrüßungInformationGespräch Ankommensritual vorstellen (Begrüßungskanon)Fachkraft aus Gruppe zur Unterstützung 
13:40 – 13:50Information über Zielsetzung der GruppeSicherheit / KlarheitGespräch /Flipchart 
13:50 – 14:00Information über den Schwerpunkt “Fotografie”Auseinandersetzung mit dem Medium des FotografierensVerbale Information + Gespräch +    Digitalkamera oder HandyIn dieser Gruppenstunde hat die Aufgabe die unterstützende Erzieherin (diese soll ein paar Fotos vom Stundenverlauf machen)
14:00 – 14:15Auseinandersetzung mit dem Medium ZeitungKinder erweitern ihre Kenntnisse über das Spektrum, das Zeitungen abdeckenAnschauen von verschiedenen Printmedien. Diese werden in den Kreis gelegt, Kinder können Erfahrungen damit erzählenZeitungen verschiedenster Art 
14:15 – 14:25Was braucht es, um eine Zeitung zu erstellenKinder setzen sich mit den verschiedenen Tätigkeiten, die zum Erstellen erforderlich sind, auseinanderSammlung + überlegen, zu was hätte ich Lust Aufgabe für den gesamten Verlauf (schöne Bilder malen zum Thema Freundschaft / evtl. Comics)Flipchart, Kärtchen…   Auf einem Flipchart Blatt ist eine Zeitung aufgemalt. Auf diese können die Ideen gepinnt werden 
14:25 – 14:30AbschlussReflexionPositionierung auf SmileysSmileys, die verschiedene Stimmungen ausdrücken 
2. Dienstag, 01.10.2024         
13:30-13:40  Begrüßung + AnkommenAnkommen Motivation für die Stunde erhöhenBegrüßungsritual Info über Ablauf: Schwerpunkt dieses Mal – die Redaktion stellt sich vorFlipchart (auf dem Programm notiert ist) 
13:40 – 14:10PaarinterviewVerbessertes gegenseitiges KennenAnhand eines vorbereiteten Interviewbogen interviewen sich je zwei Kinder gegenseitig   Danach tragen sie die Ergebnisse vor – nach dem Vortragen darf jedes Kind ein Foto des*der Interviewpartner*in machenPaarinterview (mit Fragen zum Thema Freundschaft, Lieblingsspiel)   Digitalkamera / Handy   
14:10 – 14:20NamenssucheIdentifikation mit der Zeitung, PartizipationBrainstorming – “Ideen für den Namen der Zeitung”Flipchart, Kärtchen 
14:20 – 14:30  AbschlussKlares positives Ende, ÜbergangGordischer Knoten Positionierung auf Smileys  
3. Dienstag, 08.10.2024     
13:30 – 13:40Ankommen und Information über StundeAnkommen, Sicherheit, Motivation erhöhenBegrüßungsritual Information über AblaufFlipchart 
13:40 – 14:10Vertieftes FotografierenSpass im Umgang mit dem Medium “Fotografie” +Kreativität fördernVorstellung des Kartensets “Snap me”   Anhand der Karten „Snap me” machen je zwei Kinder entsprechende Fotos von sich  
14:10 – 14:20Gestaltung der Zeitung: Wie soll Titelblatt aussehenPartizipationBrainstorming der Kinder / Erwachsenen –Anregungen geben: Paulis am PC zeigenLaptop / PC, der Verbindung zum Internet hat 
14:20 – 14:30AbschlussKlares Ende / Übergang signalisieren / Vernetzung spielerisch aufzeigenWollknäul Spiel (Halbzeit – das hat mir bisher besonders gut gefallen – das wünsche ich mir noch mehr)   Smileys über Stunde  
4. Dienstag (22.10)     
13:30 – 13:40Ankommen / BegrüßungKlarheit / Sicherheit / Motivation erhöhenAnfangsritual  
13:40 – 13:45Vorstellung FotoaufgabeGezielter Einsatz des Mediums FotografieJedes Kind hat ca. 7 Minuten Kamera / Handy und fotografiert Situationen der  Gruppenstunde  
13:45 – 13:55Fertigstellung TitelblattBeteiligung / Demokratisches Abstimmen Kenntnis darüber erhöhen, welche gestalterischen Möglichkeiten es am Computer gibtAnhand der Überlegungen der letzten Stunde werden am Laptop Entwürfe für das Titelblatt erstellt. Kinder entscheiden sich für einesLaptop / PC 
13:55 – 14:20Verfassen von TextenEtwas miteinander erarbeiten Gestaltungsmöglichkeiten am PC  besser kennenlernen  Information darüber, was in einem Vorwort / im Bericht über den bisherigen Verlauf enthalten sein sollte. Je zwei Kinder verfassen Miteinander einen Text für die Zeitung (Vorwort, Information über die Gruppe / Impressum) Am Laptop / PC wird das dann eingegeben – Jedes Kind kann hier kurz mit helfen   
14:20 – 14:30AbschlussKlares Ende / ÜbergangAbschlussspiel: Familie Prizelwitz Smileys zur Einschätzung  
5. Dienstag (05.11.)     
13:30 – 13:40Ankommen / BegrüßungKlarheit / Sicherheit / MotivationBegrüßungsritual / Information  
13:40 – 14:05Das haben wir bereitsMiteinander Auswahl treffenVorhandene Bilder (gemalt von Kindern) sichten … Am PC / Laptop Bilder / Texte zeigen + gemeinsames entscheiden, was in die Zeitung soll  
14:05 – 14:25Gestalten / in Form bringenUmgang mit PC zur GestaltungJe ein Kind kann mit helfen (z.B. Kopieren, einfügen…)  
14:25 – 14:30Abschluss Smileys  
  Im Anschluss der Stunde können Kinder mit zum Drucker und zusehen, wie gemalte Bilder eingescannt werden   
6. Dienstag (19.11.)     
13:30 – 13:40Ankommen / Begrüßung    
13:40 – 14:00Fertigstellen der 1. AusgabeBlätter werden mit Klemmschienen zusammengefügt   
14:00 – 14: 05AusblickSo geht es weiter mit der Zeitung   
14:05 – 14:30“Feiern”    

Auswertung (Ich möchte im Folgenden eine kurze Übersicht über weniger Gelungenes und Gelungenes aufzählen. Dann werde ich ein Gesamtfazit abgeben):

  • Weniger gelungen / Schwierig
    • Zum Teil fehlendes technisches Equipement
    • Enger Zeitrahmen, in dem die Treffen stattfinden konnten. Tagesablauf der Kinder ist sehr voll
    • “größerer Unterstützungsbedarf” der Kinder erschwerte teilweise das geplante Vorwärtskommen
    • Persönlicher Ausfall über einen längeren Zeitraum
  • Neutral
    • Stundenabläufe mussten teilweise der jeweiligen Gruppendynamik angepasst und verändert werden (das ist ja bei Gruppenarbeiten die Regel 😊 )
  • Positiv / Gelungenes
    • Ritualisierung von Anfang und Schluss
    • Am Anfang entwickelte sich “Redaktionsblitzlicht” – das gestaltete ich mit STR Methodik “ Schnappschuss… (zur Methode STR siehe auch www.asis.de). Hier ergaben sich tolle Gespräche über die jeweiligen Befindlichkeiten.
    • Heranführen der Kinder an unterschiedliche Medien und Aufzeigen, was alles möglich ist: Foto, Gestaltungsmöglichkeiten mit PC, Online-Tools bei ZOOM-Sitzung (z. B www.internetquatsch.de). Aber auch Vertiefung des analogen Arbeitens, z. B. Flipchart, Partner*in-Interview mit Mitschrift
    • Auflockerungsspiele / Energizer: z. B. Gordischer Knoten, Wollknäuel-Spiel

FAZIT: In Anbetracht der strukturell gegebenen und der ungeplanten Erschwernisse handelt es sich um ein gelungenes Projekt. Es soll auch weitergehen und wir haben bereits die nächste Ausgabe für Februar geplant. Die Inhalte stehen auch schon weitgehend fest.

Projektrahmen

Das Projekt fand im Rahmen der HPT-Betreuung statt. Bei der HPT handelt es sich um eine teilstationäre Jugendhilfemaßnahme. Zielsetzung ist die Förderung im sozial emotionalen Bereich. Die Betreuungszeiten sind von ca. 11:00 Uhr (jeweils nach Schulschluss) bis 17:00 Uhr, in den Ferien von 9:00 Uhr bis 16:00 Uhr. Es handelte sich um ein Gruppenangebot. Das erforderte, bei der Planung auch gruppendynamische Prozesse methodisch gezielt mit zu berücksichtigen (insbesondere auch in Hinblick auf die Bedürfnisse dieser Zielgruppe).

Eingesetzte Medien

  • Smartphone – Kinder konnten Erfahrungen mit Fotografieren machen
  • KI (App ChatGPT) – z. B. zur Namensfindung
  • ZOOM – zur digitalen “Redaktionssitzung”
  • www.internetquatsch.de – zum Auflockern der ZOOM Sitzung
  • www.sofiafeldmann.com – zum Stimmungsbild am Anfang der ZOOM Sitzung
  • Microsoft Word – zur Gestaltung der Zeitung. Kindern wurde gezeigt, wie Seiten gestaltet werden können (während der ZOOM Sitzung über “Bildschirm freigeben”)

Herausforderungen und Punktlandungen

  • Herausforderungen
    • Knappe Zeit
    • Teilweise fehlendes technisches Equipment => zum Teil Rückgriff auf privaten Fundus
    • Längerfristiger Ausfall von mir persönlich => spontane Umplanung und Umstellung des Projektes (auf ZOOM). Um die Erstausgabe fertig zu stellen, übernahm ich mehr als geplant an Formatierungs- und Formulierungsaufgaben (jedoch das Inhaltliche kam von den Kindern!!!)
  • Punktlandung
    • Erstausgabe konnte zum Projektende fertig gestellt werden
    • Als sehr hilfreich erwies sich das anfängliche genaue Planen der Gruppenstunden. Das würde ich wieder so machen und werde ich auch beibehalten.

Feedback

Das Projekt kam bei den Beteiligten gut an. Die Abschlussrunde ergab regelmäßig überwiegend positive Rückmeldungen. Ein Kind antwortete auf die Frage, was wir alles gemacht haben: “Wir hatten viel Spaß!” – das sagt doch viel aus!

Ausblick

Das Projekt soll fortgesetzt werden. Die zweite Ausgabe der “PAULI KIDS” Zeitung ist bereits in Planung. Dann sollen die Kinder auch zunehmend an eigenständiges Gestalten und Formatieren herangeführt werden. Eine Vision von mir ist, dass sich die “PAULI KIDS Zeitung” als fester Bestandteil etabliert und die aktuellen Redakteure “Neue” anlernen können.

Ein Projekt von: Andrea Bayer (Diplom Sozialpädagogin (FH)
STR Gruppentherapeutin (ASIS), Traumapädagogin, -fachberaterin, Marte Meo Supervisorin i.A., Supervisorin/Coach (ISC)

Fachdienst in der HPT des Jugendhilfezentrums Jean-Paul Stift
Teilselbständig im Bereich Supervision / Coaching / Seminare
Fachliche (An-)fragen gerne unter andrea.bayer@jpv-bayreuth.de oder andrea.bayer@brcom.de – Medien_Weiter_Bildung #vernetzt 2024

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