Lightpainting (auch als Lightwriting, Lichtmalerei, Lichtzeichnung, Lichtgraffiti bezeichnet) ist eine fotografische Langzeitbelichtungstechnik, mit der sich einzigartige Bild-Effekte erzielen lassen. In dunkler Umgebung wird mit Hilfe einer bewegten Lichtquelle wie z.B. Taschenlampe, Leuchtstab oder Smartphone ein Motiv innerhalb eines Zeitfensters von ca. 5-30 Sekunden verändert, ergänzt oder neu erschaffen. Erzeugen lassen sich fantasievolle Bilder – ge- oder ummalte Motive, bunt leuchtende Schriftzüge, Kombinationen aus Wort und Bild, „Geisterbilder“ in denen abgebildete Personen mehrfach auftauchen, Menschen, die sich durch hinzugefügte Elemente in Phantasiewesen verwandeln, zum Leben erweckte nächtliche Stadtkulissen und vieles mehr. Die Umgebung kann dabei sichtbar oder unsichtbar sein, die malenden Personen sind in der Regel nicht auf dem Bild zu sehen oder tauchen lediglich geisterhaft auf – Zeichen, Formen, Buchstaben und Effekte scheinen von unsichtbarer Hand geschaffen. Ohne nachträgliche Bildbearbeitung entstehen somit faszinierende „magische“ Fotos.
Lightpainting als Kunst
Mit dieser Technik beschäftigten sich u.a. bekannte Künstler wie Man Ray in seiner in den 30-iger Jahrendes 20. Jahrhunderts entstandenen Serie „Space Writing“ und Pablo Picasso mit seinen „Lightdrawings“ von 1949. Zeitgenössische Künstler, die mit Ligthtpainting experimentieren, sind z. B. : https://www.hannuhuhtamo.com/
Vorteile und Besonderheiten
Lightpainting ist eine großartige Möglichkeit, mit kleinen und größeren Gruppen jeglichen Alters (Empfehlung ab 8 Jahre) faszinierende Ergebnisse in relativ kurzer Zeit zu erzielen. Mit Hilfe dieser kostengünstigen Technik (Kamera und Stativ können ggf. beim Medienzentrum o.ä. geliehen werden) lassen sich unterschiedlichste Themen fantasievoll visualisieren. Lightpainting ist eine niedrigschwellige, kooperative, kreative Möglichkeit, Gruppen unterschiedlichster Zusammensetzung zu stärken (Teambuilding etc.).
Die „Unsichtbarkeit“ der abgebildeten und/oder malenden Personen kann von Vorteil sein, wenn Kinder, Jugendliche oder Erwachsene nicht abgebildet werden möchten oder dürfen (Menschen mit Fluchthintergrund, Kinder ohne Einverständniserklärung der Eltern etc.).
Zudem ist lediglich ein Minimum an verbaler Kommunikation zur Umsetzung eines Lightpainting-Projekts nötig, bei dem die Teilnehmenden mit unterschiedlichen Aufgaben (Bedienen der Kamera, Koordinierung der Gruppe, Malen mit Licht, Personen, die sich ggf. ummalen lassen etc.) zum Gelingen beitragen können. Unterschiedliche Motive (ggf. zu einem Thema oder einer Geschichte) können im selben Moment von mehreren Teilnehmenden mit Lichtquellen (ggf. auf unterschiedlichen Höhen) in die Luft gemalt werden, sodass ein gemeinsam erschaffenes Gruppenbild entsteht; einzelne Buchstaben, von nebeneinanderstehenden „Licht-MalerInnen“ produziert, ergeben ein leuchtendes Wort (Achtung: es muss spiegelverkehrt geschrieben werden! Bei Leerzeichen, wenn ein Buchstabe nicht durchgehend gezeichnet werden kann oder bei mehreren nacheinander gemalten Motiven, muss die Lichtquelle zwischendurch ausgeschaltet oder per Hand abgedeckt werden!) „Zufall“ und Unerwartetes können zu Lerneffekten und spannenden Ergebnissen beitragen.
Dennoch ist ein hohes Maß an Konzentration und Koordination bzw. (nonverbale) Absprache nötig, weshalb gerade mit jüngeren Kindern eine Projektzeit von max. einer Stunde zu empfehlen ist.
Technik und Material
- Digitale Kamera mit manuellen Einstellungsmöglichkeiten ermöglicht die nötige Flexibilität v.a. bzgl. der Belichtungszeit zum Erzielen der gewünschten Ergebnisse, die direkt überprüf- und optimierbar sind.
- Stativ verhindert Unschärfen in Folge einer Verwacklung, die bei einer Langzeitbelichtung nur mit diesem vermieden werden kann.
- Lichtquellen in Form von Taschenlampen, mobilen Fahrradlichtern, Knicklichtern, (Wunder-) Kerzen, Leuchtstäben, LED-Lichtern, Smartphones etc.
- Dunkle (nicht reflektierende) Kleidung verhindert, dass die Personen, die mit Licht malen, im Bild sichtbar auftauchen.
Optional
- Farbfolien und/oder Taschenlampen-Apps mit verschiedenen Farbgebungen und Effekten zur Veränderung der Farbigkeit des Bildes bzw. einzelner Leuchtmittel.
- Alternativ kann auch ein leuchtender Smartphone-Bildschirm in einer bestimmten Farbe (z.B. Farbton „blau“ online suchen und anzeigen lassen) eingesetztwerden.
- Fernauslöser (alternativ Selbstauslöser der Kamera) zum Verhindern von Verwacklungen.
- Stoppuhr (Smartphone mit Timer) zur besseren Einschätzung der Belichtungszeit und somit der zum Malen zur Verfügung stehenden Zeit und zur präzisen Anpassung von Verschluss- oder Bewegungsgeschwindigkeit.
Alternativ
Lightpainting Apps, z.B. die iOS-App „Wow!Stuff“ (kostenlos), sofern keine Kamera zur Verfügung steht.
Vorbereitungen, Ablauf und Kamera-Einstellungen
- abgedunkelter Raum, alternativ Kulisse bei Dämmerung oder Dunkelheit
- fester Stand für das Stativ / die Kamera
- Kamera-Modus „M“ oder „B“ wählen (für manuelle Variation der Belichtungszeit)
- ggf. Blitz ausschalten
- Fokus: die Schärfe sollte am angeleuchteten Objekt geholt und dann manuell fixiert werden; der Autofokus findet im Dunkeln sonst keinen Anhaltspunkt
- Überprüfung, ob alle Personen/Lichter auf Position sind. „Bildmaße“ „abstecken“/absprechen: durch den
- Sucher überprüfen, ob alles, was gemalt wird, im Bild auftaucht
- die Personen, die abgebildet werden sollen, müssen während der Aufnahme so still wie möglich stehen oder sitzen (Belichtungszeit zwischen ca. 5-30 Sekunden)
- die Personen, die mit Licht malen, müssen sich schnell bewegen; ihnen sollten keine Gegenstände im Weg sein – es ist vorteilhaft, wenn sie dunkel gekleidet sind
- beim Malen mit Licht sollte der Lichtkegel direkt in die Kamera gerichtet werden
- es empfiehlt sich, dass derjenige/diejenige der/die die Kamera bedient herunterzählt/ein Zeichen gibt, damit die Gruppe zeitgleich und rechtzeitig zu malen/schreiben beginnt
Kameraeinstellungen
Eine erste Aufnahme empfiehlt sich mit den folgenden Einstellungen:
F 16 | 15 Sek. | ISO-100
Diese muss ggf. angepasst werden in Abhängigkeit von vorhandenem Umgebungslicht, Helligkeit der Lichtquellen, Geschwindigkeit des Lichtmalers/ der Lichtmalerin bzw. der Komplexität des Motivs.