Alle Türchen zum Nachlesen
Lo-Fi-Musik, Hallyu, Roblox & Co. – Medienphänomene und -angebote, die Kinder und Jugendliche umtreiben, sind vielfältig, oftmals kurzlebig, kreativ und manchmal nicht ohne. Stets up to date zu bleiben oder nachzuvollziehen, was den Reiz ausmacht, ist im (medien-)pädagogischen Alltag gar nicht so leicht.
Vom 01. bis zum 24. Dezember werden täglich Kurznachrichten mit knackigen Informationen und Quizfragen zu verschiedenen Medientrends per Messenger versendet. 2022 konnte der Adventskalender als kostenloser Newsletter über Signal und WhatsApp abonniert werden. Hier finden sich alle Türchen des Adventskalenders zum Thema Medientrends aus dem Jahr 2022:
Lo-Fi-Musik
Es knackt und knistert, es rauscht und pfeift, Instrumente und Stimmen brechen immer wieder ab. Das kann nur Omas alter Plattenspieler sein … oder Lo-Fi-Musik. Lo-Fi, kurz für Low Fidelity, ist der gegenläufige Trend zum besser, glatter, perfekter des Hi-Fi. In dieser Musik ist die Unperfektion Programm. Die Songs klingen gewollt simpel, als wären die Aufnahme- und Abspielgeräte eher einfach und retro. Lo-Fi-Stücke sind meist eher ruhige, entspannte Klänge aus dem Bereich des Easy Listening: Sie bringen den gemütlichen Wohnzimmersound ins Ohr, steigern die Konzentration und sind deshalb gerade bei jungen Menschen beliebt zum Arbeiten oder Lernen. Datenvolumen brauchen sie aber wie die Großen, deshalb Vorsicht beim Dauer-Hören!
So klingt Lo-Fi: https://www.youtube.com/channel/UCSJ4gkVC6NrvII8umztf0Ow
Dahmer-Challenge
Eklig, gruselig, brutal – erfolgreich. Die True Crime-Welle rollt. Längst hat auch Netflix echte Verbrechen als Film- und Serienstoff entdeckt. Und das leider auch mit unschönen Folgen. So startete 2022 die Serie „Dahmer – Monster“, die die Geschichte des Serienmörders Jeffrey Dahmer erzählt. Sie zeichnet sich durch außergewöhnliche Brutalität aus. Hinzu kommen schwere Vorwürfe der Angehörigen der Opfer, die nicht kontaktiert wurden, teils falsch dargestellt und schwer retraumatisiert wurden. Doch damit nicht genug: Zusätzlich entwickelte sich die Dahmer-Challenge auf TikTok, bei der Nutzer*innen echte Polaroids-Fotos der zerstückelten Opfer ansehen, um ihre eigene Reaktion für das soziale Netzwerk festzuhalten. Das ist schwer auszuhalten und kann verstören und traumatisieren. Hier gilt ganz klar: Lieber die Challenge verlieren als die psychische Gesundheit.
Hallyu
Anfang der 1990er Jahre rollte sie los, war erst klein, dann immer größer. Sie fand ihren Weg durch die digitalen Kanäle und kreuz und quer über die ganze Welt: Die „Koreanische Welle“ oder auch Hallyu. In den frühen 90er Jahren wurden koreanische Filme (K-Dramas) und Musik (K-Pop) zum ersten Mal hinüber nach China geschickt und dort ausgestrahlt. Das Publikum liebte die koreanischen Produktionen. Es entwickelte sich ein Hype, der schnell gen Westen wanderte und bald in Europa und Amerika ankam. Koreanische Kultur war plötzlich in aller Munde. Ob Essen oder Sport, Games, Mode oder Reisen – vor allem durch soziale Netzwerke wie Instagram und TikTok erlebte Korea einen nie dagewesenen Boom, der die Wirtschaft des kleinen Landes rasend schnell ankurbelte und bis heute anhält.
Mehr Infos zur Welle: https://german.korea.net/AboutKorea/Culture-and-the-Arts/Hallyu
Metaverse
Freund*innen treffen, arbeiten, spielen – in einer realistischen, dreidimensionalen Welt und gleichzeitig komplett digital? Das ist der Traum hinter dem Metaverse. Die Idee, die analoge Realität komplett in einen digitalen Raum zu spiegeln gibt es schon lange. Doch jetzt scheint sie Realität zu werden. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gibt sich längst nicht mehr nur mit Chats und Profilen zufrieden. Jetzt heißt seine Firma Meta und hat das Ziel, das komplette Leben digital zu ermöglichen – und zu erweitern. Dort sollen Geschäfte abgeschlossen, Berufsausbildungen durchgeführt und bisher undenkbare Erlebnisse ermöglicht werden. Gerade für jüngere Nutzer*innen tun sich damit auch Herausforderungen auf: Das Miteinander, der Umgang mit virtuellem Geld und das sichere Bewegen im digitalen Universum muss ebenso erlernt werden wie offline.
Infos zum Metaverse: https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/warum-weiss-niemand-was-das-metaverse-ist,Sxs5Zzi
Horrorfilm SMILE
Er heißt „Smile“ – „Lächeln“. Nach Lächeln ist aber den wenigsten zu Mute: Denn Smile ist ein Grusel-Horrorfilm, der seit Herbst 2022 seine Runden durch die Kinosäle der Welt dreht und dort dem Publikum das Blut in den Adern gefrieren lässt. Das Problem dabei: Smile erreicht nicht nur Horror-Fans, die sich dem Grusel freiwillig und freudig aussetzen, sondern hat auch den Weg in die Social-Media-Welt gefunden. In „Reaktions-Videos“ zeigen Nutzer*innen auf TikTok und Co. sich selbst im Schockzustand. Das wiederum kommt auch bei Kindern und Jugendlichen an, die dafür eigentlich zu jung sind oder um Grusel sonst freiwillig einen Bogen machen. Vorsicht also vor scheinbar lustigen Hashtags!
Zum Weiterlesen: https://www.kino.de/film/smile-siehst-du-es-auch-2022/news/der-horrorfilm-des-jahres-smile-sorgt-in-kinos-fuer-schockierte-reaktionsvideos/
Cancel Culture
Sagt jemand Dinge, die man unangemessen und schlimm findet, gibt es verschiedene Reaktionen: Ignorieren, aufregen, ansprechen – oder canceln. Seit etwa 2014 geistert der Begriff Cancel Culture durch das Internet und bedeutet im Grunde „Boykott“. Wenn Künstler*innen, Prominente oder Politiker*innen öffentlich Grenzen übertreten und extremistische, beleidigende oder sexistische Aussagen machen, kann ihnen die öffentliche Ächtung drohen. Unter #cancelculture wird etwa auf Twitter aufgerufen, Personen zu meiden und ihre Produkte nicht zu kaufen. So etwa J.K. Rowling, die immer wieder durch transfeindliche Äußerungen von sich reden macht. Ob ein solches ‘Canceln’ nun eine natürliche Reaktion auf das Verhalten einer Person oder eine Art Eingriff in die Meinungsfreiheit ist, darüber ist sich die Netzwelt nicht einig.
Mehr zur Cancel Culture: https://webhelm.de/cancel-culture/
Roblox
Eigene Welten erschaffen, gemeinsam Spiele spielen, sich mit Freund*innen austauschen. Mit diesen Versprechen schafft es das Computerspiel Roblox, Kinder und Jugendliche in Scharen zu begeistern. Die Spielewelt ist eine Mischung aus LEGO- und Minecraft-Ästhetik, daher der Kunstname aus „Roboter“ und „Blocks“. Hier können Spieler*innen eigene Spiele programmieren, gemeinsam zocken und miteinander kommunizieren. Was Kreativität und Spielspaß verspricht, hat aber auch Schattenseiten. Die Teilhabe kann schnell teuer werden, wenn echtes Geld für Spiele oder In-App-Käufe ausgegeben wird. Dank der großen Offenheit des Angebotes finden auch Mobbing, Rassismus und mehr ihren Weg in die Spielewelt. Gerade jüngere Kinder sollten sich deshalb lieber erst einmal in Begleitung in die Blox-Welt wagen.
Mehr Informationen: https://www.elternguide.online/das-eigene-game-kreieren-mit-roblox/
BeReal
Auf Social Media sucht man es vor lauter Influencer*innen oft vergeblich: das „echte Leben“. Die normale Banalität verspricht eine neue App aus Frankreich: BeReal. Sie will ganz spontane, authentische Einblicke ermöglichen und Inszenierung verhindern. Deshalb meldet sie sich einmal täglich per Push-Nachricht bei den Nutzer*innen und aktiviert die Handy-Kameras. Alle haben dann zwei Minuten Zeit, eine Aufnahme gleichzeitig mit der Front- und Rückkamera zu machen. Nur wer ein eigenes Foto postet, sieht die Bilder der Freund*innen – und 24 Stunden später ist alles wieder gelöscht. Ob die totale Authentizität damit erreicht wird, bleibt allerdings fraglich – und gerade bei jungen Nutzer*innen sollten Erwachsene einen kritischen Blick in die Datenschutzeinstellungen werfen.
Mehr Informationen: https://webhelm.de/app-bereal-mehr-realitaet-weniger-inszenierung/
Rage Bait
Dieses deutsche Wort hat international Karriere gemacht: Schadenfreude. Vor wenigen Jahren wurden ganze Fernsehsendungen aus anderer Leute Missgeschicken gebastelt. Heute gibt es das Phänomen Rage Bait im Netz. Es bezeichnet Veröffentlichungen, vor allem auf Social Media, deren ausschließliches Ziel es ist, andere zu ärgern. Provokante Aussagen, Behauptungen oder Bilder werden absichtlich geteilt, damit andere Nutzer*innen sich darüber aufregen mögen. Denn Aufregung produziert Interaktion und Klicks. Und je mehr Klicks, desto bekannter und damit (auch finanziell) erfolgreicher der Beitrag. Was wie eine kluge Geschäftsstrategie klingen mag, ist zugleich hochproblematisch. Denn das bewusste Aufwiegeln vermittelt und verstärkt unter Umständen Extremismus, ruft Wut und Hass hervor. Das kann auch ins ‚analoge‘ Leben hinüberschwappen und vermittelt Kindern zweifelhafte Vorstellungen vom Umgang miteinander.
Ausführliche Erklärung: https://www.youtube.com/watch?v=pNloEfY9TyA[LM3]
Thirst Trap
Heute schon in die Durstfalle getappt? Die ist kein Getränk, sondern befindet sich auf TikTok & Co. Unter #thirsttrap posten Nutzer*innen Fotos oder Videos, die besonders ästhetisch und sexy sein sollen. Wer in die Falle tappt, soll sich den Inhalt möglichst oft ansehen, Herzchen und Kommentare verteilen und so zu Aufmerksamkeit und Erfolg der Posts verhelfen. Perfektioniert haben das die „Elevator Boys“: fünf Männer, deren TikTok-Feed daraus besteht, dass sie schmachtend aus Aufzügen schauen. Auch Personen, die eigentlich für anderes stehen, werden zu Thirst Traps erklärt, wie der kanadische Premierminister Justin Trudeau. Gerade mit jüngeren Nutzer*innen sollte das Phänomen kritisch besprochen werden – schlägt es doch stark in die Kerbe stereotyper Körperbilder, Objektifizierung von Personen und oft zweifelhafter Selbstdarstellung.
Mehr dazu: www.zeit.de/campus/2021-11/elevator-boys-tiktok-social-media-influencer-karriere-erfolg
Diversity
„Bau so bunt, wie du bist!“, wirbt eine bekannte Marke für Bauklötzchen. Und trifft damit einen Nerv. Denn die Welt ist bunt. Tiere, Pflanzen und Menschen gibt es in allen Größen, Farben, Formen – und auch mit ganz unterschiedlichen Ideen, Persönlichkeiten und Stärken. Gerade in den Medien ist davon aber nicht immer viel zu sehen. Da haben Klischees, Rollenbilder und Stereotype allzu oft das Sagen. Menschen in ihrer ganzen Verschiedenheit zu zeigen und so vor allem Kindern und Jugendlichen eine Botschaft zu senden: So, wie du bist, ist es gut und es gibt es einen Platz für dich. Das ist das Ziel der bewussten Darstellung von Diversity in den Medien.
Diverse Medienangebote für Kinder: https://www.medien-weiter-bildung.de/allgemein/geschlechtervielfalt-medienangebote-fuer-kinder/
Vielfältige Medienangebote für Jugendliche: https://www.medien-weiter-bildung.de/allgemein/alternative-medienangebote/
Omegle
Es ist das Überraschungsei im Internet: In Chat-Apps wie Omegle treffen wir nicht unsere Freund*innen, sondern werden zufällig in andere Wohnzimmer gewürfelt. Kamera anschalten, einloggen – und schon geht’s los mit einer zufällig ausgewählten Chatkontakt. Wer genug von einer Person hat, klickt – ab zur nächsten Zufallsbekanntschaft. Klingt lustig und erfreut sich großer Beliebtheit. Leider gibt es aber auch Tücken. Nicht alle suchen hier die harmlose Plauderei. Es gibt Omegle-Nutzer*innen, die sich nackt vor der Kamera zeigen, zweifelhafte Ansichten kundtun oder verstörende Anblicke bieten – und das leider auch im „regulären“ Chat ab 13 Jahren (im 18+-Bereich findet sich kaum etwas anderes). Gerade für jüngere Kinder kann das ziemlich schockierend sein. Sie sollten unbedingt über die Risiken aufgeklärt werden und Strategien zum Umgang mit unerwarteten Anblicken haben.
Mehr Infos: www.elternguide.online/chatroulette-omegle-und-co-wenn-kinder-im-videochat-fremde-treffen/
That Girl
#Thatgirl – dieses Mädchen. Bei ihr ist alles perfekt. Die Wohnung wunderschön dekoriert und ordentlich, der Bauch flach, die Yoga-Figuren fehlerlos und der Matcha-Tee gesund. Und das Beste: Auf Tiktok und Insta nimmt sie uns direkt mit rein in ihr Leben und erklärt, was wir tun müssen, um zu sein wie sie: Um fünf Uhr aufstehen, Frühsport, 100 Seiten am Tag lesen, gesundes Essen, viel Schlaf … die Liste ist lang. Und problematisch. Denn hier wird ein Bild vom „perfekten Leben“ gezeichnet, das gar nicht jede*r erreichen kann oder will. Die Botschaft ist aber: Alles andere ist schlecht. Wer nicht durchtrainiert und belesen ist, ausschließlich im Bio-Markt einkauft und sich einen 150 qm-Loft im Zentrum von London oder New York leisten kann – tja, die hat es wohl nicht geschafft. Gerade auf junge Frauen übt das enormen Druck aus, wenn die Inszenierung hinter der Perfektion nicht durchschaut werden kann.
Mehr zu #thatgirl: https://webhelm.de/social-media-trend-that-girl/
Huggy Wuggy
Er hat kuscheliges, blaues Fell, große Augen, einen breiten Mund – und ist leider alles andere als ein süßes Spielzeug: Huggy Wuggy geistert derzeit durch die Medien und mitunter auch als Kuscheltier durch die Kinderzimmer. Dabei entstammt die Figur eigentlich einem Computerspiel, das aus gutem Grund erst ab 16 Jahren freigegeben ist. Das Spiel „Poppy Playtime“ gehört ins Genre „Survival Horror“. Hinter Huggys scheinbar freundlichem Grinsen verbergen sich jede Menge scharfe Zähne und die Absicht, die Spieler*innen im Game zu verfolgen und deren Spiele-Tod zu verursachen. Kinder, die sich von der scheinbar süßen Optik täuschen lassen, können daher auch auf YouTube und Co. auf brutale und gruselige Inhalte stoßen, die sie stark verstören und ängstigen können. Deshalb: Wenn möglich, Finger weg von Huggy Wuggy!
Mehr Informationen: https://webhelm.de/gruselphaenomen-huggy-wuggy/
Doomscrolling – Selbstfürsorge und Medienkonsum in Krisenzeiten
Nachmittags einen Blick in die Nachrichten werfen: Klimakrise, Krieg, Unruhen, Corona … und plötzlich ist es Abend und die Stimmung am Boden. In News-Apps und auf Social Media werden wir ununterbrochen mit schlechten Nachrichten konfrontiert – die im Feed pausenlos weiterlaufen. Vielen Nutzer*innen fällt es schwer, sich da abzugrenzen. Sie scrollen, bis sie völlig erschöpft sind. Doomscrolling heißt dieses Phänomen – auf Deutsch „durch den Untergang blättern“. Das kann sogar psychische Probleme auslösen. Denn klar ist es gut, informiert zu sein. Sich von einer Flut an schlechten Nachrichten komplett einnehmen zu lassen, kann aber sehr belasten. Zumal mehr Drama bekanntlich mehr Klicks bringt und der Nachrichten-Feed perfekt dafür gemacht ist, die Welt in noch dunkleren Farben zu zeichnen, als sie ist.
Mehr Infos und Tipps: https://hateaid.org/doomscrolling/
BookTok
TikTok, die Plattform der Dichter und Denker, wo sich Bücherwürmer und Deutschlehrer*innen treffen und über Literatur fachsimpeln. Klingt komisch? Ist aber so. Auch für Literatur-Fans gibt es dort die passende Ecke. Nämlich unter #Booktok. Hier tummeln sich Autor*innen, Verlage und Bücherwürmer. Sie empfehlen sich Bücher, berichten von ihren Leseerfahrungen oder filmen sich beim Lesen. Das hat auch offline Auswirkungen: BookTok-Bücher landen auf Bestsellerlisten, einige Buchhandlungen bieten explizit „BookTok-Empfehlungen“ an, damit die Social-Media-Kund*innen nicht so lange suchen müssen. Bleibt zu hoffen, dass die Booktoker*innen allein ihrem Lesegeschmack verpflichtet sind statt etwa solventen Sponsoren – dann hätte Social Media tatsächlich einmal einen Trend hervorgebracht, an dem auch die konservativsten Kritiker*innen nicht auszusetzen haben dürften.
Mehr dazu: https://www.swr.de/swr2/literatur/booktok-wird-immer-wichtiger-fuer-literaturverlage-100.html
Shadow Ban
Es ist der Albtraum aller Social-Media-Nutzer*innen: Sie füllen ihr Profil ständig mit neuen Inhalten – und niemand sieht es! Zuweilen kommt es tatsächlich vor, dass Profile nicht mehr im Feed oder in der Suche auftauchen, obwohl sie weiterhin aktiv sind. Shadow Ban nennt sich dieses Phänomen. Plattformen sperren dabei einzelne Profile zwar nicht offiziell, machen sie aber effektiv unsichtbar. Diese Taktik wird zum Beispiel in Foren eingesetzt, um Spammer und Trolle aus der Diskussion zu nehmen, ohne dass sie es merken. Viele Nutzer*innen halten ein solches Vorgehen für Zensur hinter ihrem Rücken – die Plattformen selbst behaupten, dass ihre Algorithmen Spam, Hass und Co. zwar möglichst verschwinden lassen, aber keine Profile gezielt zu „bannen“. Was tatsächlich stimmt – weiß nur der Algorithmus.
Mehr Infos: https://neilpatel.com/de/blog/shadowban/ [LM4] [SM5]
Crypto-Influencing
Wer bisher Geld übrig hatte und es sinnvoll anlegen wollte, machte einen Termin bei der Bank. Heute klicken viele lieber auf YouTube oder scrollen durch Social-Media-Apps und holen sich Finanztipps von Crypto-Influencern. Diese betreiben oft erfolgreiche Kanäle, posieren mit teuren Villen und Autos, stellen Zahlenreihen online und geben selbstbewusste Tipps zu Kryptowährungen und Co. Die Darstellung ihres Erfolgs überzeugt viele Nutzer*innen und so haben die selbsternannten Crypto-Profis oft eine hohe Zahl an Follower*innen – und verdienen an jedem Klick. Auch traditionelle Banken schmücken sich mitunter durch Kooperationen. Seriös sind aber nicht alle der Finanz-Influencer*innen. Einige sind Quereinsteiger*innen aus komplett anderen Bereichen, die vor allem Selbst-Marketing können.
Mehr zu Crypto-Influencing: www.businessinsider.de/wirtschaft/finanzen/krypto-influencer-geben-fragwuerdige-ratschlaege-und-verdienen-dank-ihrer-follower-viel-geld-unabhaengig-vom-kursverlauf-der-coins-a/
True Crime
Es geht um Mord und Totschlag, Lügen und Intrigen, tragische Geschichten und dramatische Lebensläufe. Und: Es ist alles wahr. True Crime-Formate entstehen quer durch alle Medien, als Podcasts, Filme oder Print-Angebote und erfreuen sich großer Beliebtheit. Dabei werden tatsächlich begangene Verbrechen thematisiert und journalistisch aufgearbeitet. Je nach Angebot teilweise sachlich und fundiert, teilweise aber sehr effekthascherisch und bisweilen meinungsgefärbt. Für Krimi- und Spannungs-Fans bringt das gerade das richtige Maß an Nervenkitzel und Adrenalin. Wenn solche Formate direkt oder indirekt auf die Rechtsprechung Einfluss nehmen wollen oder die Persönlichkeitsrechte von Opfern und Tätern nicht gewissenhaft gewahrt sind, werden hier aber auch Grenzen überschritten. Vor allem für ein jüngeres Publikum können drastische Schilderungen auch verstörend und ängstigend sein.
Weitere Infos: https://www.medienradar.de/hintergrundwissen/artikel/rezeption-und-kritik-von-true-crime
He’s a/She’s a 10 but…
Auf einer Skala von 1 bis 10 – wo sind Menschen mit Socken in den Sandalen? So funktioniert das Spiel He’s a/She’s a 10 but … . Menschen bewerten sich selbst oder andere aufgrund des ersten Eindrucks und bringen dann einen Aspekt ins Spiel, der diese Bewertung ändert, zum Besseren oder zum Schlechteren. Er ist eine 4, aber er fährt ein tolles Auto. Oder: Sie ist eine 10, aber sie redet schwäbisch. Der Trend begann Anfang 2022 und hat sich schnell verbreitet. In allen Feeds werden Menschen bewertet. Es gibt Scherz-Videos, die mit Klischees spielen und Videos, die andere ganz ernsthaft auf Äußerlichkeiten reduzieren. Es werden Besitztümer oder Verhalten bewertet – oder ironisch mit Erwartungen gebrochen, etwa: „She’s a 6 but due to inflation she’s a 10“. Es gilt also: Augen auf und mit Vorsicht genießen. Denn der Trend hat vielleicht Spaßfaktor 10, geht aber auch ganz schön hart an die Grenzen des guten Geschmacks.
Mehr Informationen: https://knowyourmeme.com/memes/shes-a-10-but-hes-a-10-but
Fashwave
Es leuchtet pink, lila oder türkis. Slogans und Bilder blitzen auf: Totenköpfe, Soldaten oder Hakenkreuze. Die Rede ist von Fashwave. Unter diesem Hashtag verbreiten sich rechtsextreme Bilder in den sozialen Medien in ganz ungewohnter Optik. Der Name setzt sich zusammen aus „Fascism“ und „Wave“. Radikal rechte Gruppen nutzen dabei die Diskomusik der 80er-Jahre („Vaporwave“). Die Musikrichtung ist bekannt für synthetische Sounds und nostalgische Neonoptik. Diese Nostalgie nutzt Fashwave. Es wird eine „bessere Vergangenheit“ heraufbeschworen, mit rechtsextremen Slogans verknüpft und zum Kampf gegen Kapitalismus, Gender oder Vielfalt aufgerufen. Gerade junge Männer sollen so angesprochen und emotional erreicht werden. Die extremistischen Positionen sind oft erst auf den zweiten Blick erkennbar, was die rechte Propaganda besonders gefährlich und schwer zu hinterfragen macht.
Mehr zu Fashwave: www.sueddeutsche.de/medien/memes-fashwave-rechte-ideologie-1.5472372
Wearables bei Kindern
Bauklötze, Fußball, Smartwatch. Auf vielen Wunschzetteln landen Wearables – und an vielen Handgelenken von (Grundschul-)Kindern. Sie sehen cool aus, haben Spiele und manchmal sogar Kameras. Und die Eltern? Freuen sich, dass sie ihr Kind immer erreichen und den sicheren Weg zum Fußballtraining überwachen können. Für viele ist es auch ein Zwischenschritt vor dem eigenen Smartphone. Klar: Die kleinen Geräte bieten Vorteile. Gleichzeitig werfen sie Fragen auf. Wie mit Datenschutz und Persönlichkeitsrechten umgehen? Sind Smartwatches in der Schule erlaubt? Und dürfen Eltern ihren Kindern eine 24h-Kontrollinstanz an den Arm binden? Hier gilt es, gut abzuwägen, offen mit dem Kind zu sprechen und das Modell reflektiert auszuwählen.
Mehr zu Smartwatches: https://www.elternguide.online/die-smartwatch-als-einstieg-in-die-digitale-welt/
Jahreszeitentrend #veganuary
2023 naht – und damit die Zeit für gute Vorsätze. Natürlich gibt’s da auch was online! Per Hashtag lassen sich ganz schnell Gleichgesinnte finden. Zum Beispiel unter #veganuary: Wer mitmacht, nimmt sich vor, sich im Januar vegan zu ernähren. Das soll der Gesundheit und dem Klima nützen und bewegt jedes Jahr Menschen weltweilt. Die Aktion läuft bereits seit 2014, es gibt prominente Unterstützer*innen und eine Webseite, auf der sich Interessierte anmelden und offiziell dabei sein können. Dafür bekommen sie einen Newsletter, vegane Rezepte und das Gefühl, Teil einer Community zu sein. 1,5 Millionen Menschen haben sich bereits reingeklickt und mitgemacht. Wenn’s hilft – vielleicht wäre das ein Vorsatz für das neue Jahr?
Die offizielle Seite: https://veganuary.com/de/jetzt-mitmachen/
Adventskalender aus dem Vorjahr
Die Türchen aus dem Vorjahr können hier auf unserer Webseite nachgelesen werden.